Neues aus Wissenschaft und Forschung –
Japan aktuell
University of Tokyo will bis 2027 über
300 weibliche Fakultätsmitglieder einstellen
Die University of Tokyo (Todai) will nach eigenen Angaben im Laufe der nächsten sechs Jahre mehr als 300 Professorinnen und weibliche Associate Professor einstellen. Ziel ist es, den Anteil der Frauen an den Lehrenden bis zum Fiskaljahr 2027 auf mindestens 25 % zu erhöhen.
Im Mai 2022 bewegte sich der Wert allerdings bei nur um die 16 %.
Um für mehr Diversität in der Lehrkörperschaft zu sorgen, will die Universität 141 Professorinnen und 165 weibliche Associate Professor bis zum Fiskaljahr 2027 einstellen, das Ende März 2028 endet.
Laut Universitätsmitarbeitern werden damit so viele weibliche Fakultätsmitglieder wie nie zuvor aufgenommen. Der Plan würde die Steigerung des Bewusstseins für Diversität fördern und Wissenschaftlerinnen beim Aufbau ihrer Karriere unterstützen.
Eine im Jahr 2020 durchgeführte Umfrage der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organization for Economic Cooperation and Development (OECD)) zeigte, dass Japan einen der geringsten Anteile weiblicher Lehrkräfte in der Hochschulbildung hat. Dieser betrug lediglich etwa 30 %, wohingegen der Durchschnitt bei den OECD-Mitgliedsländern bei ca. 45 % lag.
Im Fokus steht auch die Frage, ob andere japanische Universitäten dem Beispiel folgen werden.
(Quelle: NHK 28.11.2022)
Japanische Forscher entwickeln Cyborg-Kakerlake
Ein internationales Forscherteam um Kenjiro Fukuda vom RIKEN Cluster for Pioneering Research (CPR) hat ein System zur Schaffung ferngesteuerter Cyborg-Kakerlaken entwickelt, das mit einem winzigen drahtlosen ferngesteuerten Kontrollmodul ausgestattet ist, welches von einer an einer Solarzelle befestigten, wiederaufladbaren Batterie betrieben wird. Ultradünne Elektronik und flexible Materialien erlauben es den Insekten, sich frei zu bewegen.
Zur Inspektion gefährlicher Bereiche oder zur Beobachtung der Umgebung versuchen Wissenschaftler seit Jahren Cyborg-Insekten, d.h. eine Mischung aus Insekt und Maschine, zu entwickeln.
Für einen praktikablen Einsatz der Insekten müssen die Anwender jedoch in der Lage sein, sie über lange Zeiträume fernzusteuern. Dies erfordert eine von einer winzigen wiederaufladbaren Batterie betriebene, drahtlose Kontrolle ihrer Beinsegmente. Um ein plötzliches unkontrolliertes Umherfliegen der Cyborg-Kakerlaken zu verhindern, ist eine ausreichende Ladung der Batterie von grundlegender Bedeutung. Man kann zwar Dockingstationen zum Aufladen des Akkus bauen, die Notwendigkeit dorthin zurückzukehren und die Batterie aufzuladen, könnte jedoch zeitkritische Missionen unterbrechen. Daher ist der Einbau einer On-Board-Solarzelle, die kontinuierlich für eine geladene Batterie sorgen kann, die beste Lösung.
Um diese Geräte erfolgreich in eine Kakerlake mit begrenzter Oberfläche zu integrieren, entwickelten die Wissenschaftler einen speziellen, dem Körper einer Modellschabe nachempfundenen Rucksack, ultradünne organische Solarzellenmodule und ein Haftsystem, das die Maschinerie für lange Zeit befestigt hält und gleichzeitig natürliche Bewegungen erlaubt.
Das Team experimentierte mit Madagaskar-Fauchschaben, die etwa sechs Zentimeter lang sind. Sie installierten das drahtlose Beinkontrollmodul und die Lithium-Polymer-Batterie mit dem Rucksack am Kopfbereich des Insekts und befestigten diesen am Brustkorb. Der Rucksack wurde in 3D-Druck mit einem elastischen Polymer geschaffen und passte sich perfekt an die gekrümmte Oberfläche der Kakerlake an. Dadurch konnte das starre elektronische Gerät über einen Monat lang stabil am Brustkorb des Insekts befestigt werden.
Das vier Mikrometer dünne Solarzellmodul wurde am unteren Rücken der Kakerlake angebracht. Nach Aussage von Fukuda erreicht es eine Ausgangsleistung von 17,2 Milliwatt, was über 50-mal mehr ist als die Leistung von aktuellen, hochmodernen Energy-Harvesting-Geräten an lebenden Insekten.
Die Beinsegmente wurden dann über Drähte stimuliert und auf diese Weise ferngesteuert, wodurch die Tiere in die gewünschte Richtung liefen. Künftig könnte das System auch bei Käfern oder fliegenden Insekten wie Zikaden verwendet werden.
Die Studie wurde u.a. über die „Grants-in-Aid for Scientific Research“ (Kakenhi) der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) gefördert (JP18H05469).
Die Forschungsergebnisse wurden in der Ausgabe vom 05.09.2022 des Fachjournals „npj Flexible Electronics“ veröffentlicht.
(Quelle: Pressemitteilung des RIKEN 06.09.2022)